Gesellschaft


Achtung und Wertschätzung

WIR ALLE BRAUCHEN ANERKENNUNG UND LOB
Tragfähige Beziehungen gestalten ...

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D er Neurobiologe, Arzt und Psychotherapeut Joachim Bauer beschreibt in seinem Buch „Prinzip Menschlichkeit: Warum wir von Natur aus kooperieren“ fünf Faktoren, die ein gelungenes Miteinander fördern. Die Fähigkeit, Beziehungen zu gestalten und in positiver Weise am Leben zu erhalten bezeichnet er als Beziehungskompetenz. Stellen wir uns der Frage, ob wir diese als Pädagogen, Eltern und Berater vorleben:

SEHEN UND GESEHEN WERDEN
Jeder Mensch will als Person wahrgenommen werden. Nichtbeachtung ist ein Motivationskiller. Wenden wir uns jedem einzelnen Schüler zu? Sehen wir seine individuellen Sorgen? Sprechen wir Worte der Wertschätzung aus?

GEMEINSAME AUFMERKSAMKEIT GEGENÜBER ETWAS DRITTEM
Sind wir ernsthaft interessiert, was jeden Schüler beschäftigt und zeigen wir das auch? Greifen wir geäußerte Ideen und Erzählungen auf, fragen wir nach und teilen wir die Begeisterung?

EMOTIONALE RESONANZ
Lassen wir uns berühren und zeigen unsere Freude über Erfolge, angenehme Ereignisse genauso wie unsere Betroffenheit über Misserfolge und Probleme?

GEMEINSAMES HANDELN
Wo gibt es abgesehen vom normalen Unterricht Möglichkeiten, ein gemeinsames Vorhaben umzusetzen? Miteinander Ziele zu erreichen hat eine unglaublich verbindende Kraft.

DAS WECHSELSEITIGE VERSTEHEN VON MOTIVE UND ABSICHTEN
Gehen wir in Dialog mit den Schülern über ihre Absichten? Oder unterstellen wir vorschnell unsere eigenen Annahmen über deren Motive? Legen wir selbst auch die Motive unseres Handelns offen?

Wie kann es nun gelingen, zu allen Schülern eine tragfähige Beziehung aufzubauen? Dies ist sicherlich eine sehr anspruchsvolle Aufgabe. Jedoch lohnt sie sich, da Sie dadurch eine solide Basis für Ihren gelingenden Unterricht herstellen. Denn „Kern aller menschlichen Motivation ist es, zwischenmenschliche Anerkennung, Wertschätzung, Zuwendung und Zuneigung zu finden und zu geben.

Wir sind aus neurobiologischer Sicht auf soziale Resonanz und Kooperation angelegte Wesen“. Soweit abschließend ein Zitat von Joachim Bauer.

Mag. Eva Maria Sator
Dezember 2015

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Was bedeutet Resilienz?

WENN DER WIND DER VERÄNDERUNG WEHT, BAUEN DIE EINEN MAUERN UND DIE ANDEREN WINDMÜHLEN (Sprichwort aus China)
Der resiliente Mensch - Teil 1 ...

 

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Wir sind mit herausfordernden Rahmenbedingungen konfrontiert: Geschwindigkeit, Veränderungsdruck, Sparmaßnahmen, komplexe Anforderungen und ständige Erreichbarkeit. Dazu kommen gesellschaftliche und politische Unsicherheiten und Unruhen. Der Druck ist allgemein hoch während das kollektive Kraftpotential tendenziell niedrig ist. Krankenstände aufgrund von Überlastung und Burnout steigen. Wenige Menschen in westlichen Industriestaaten geben an, überwiegend Lebensfreude zu erleben.1 Es läuft also darauf hinaus, mit den zunehmenden Herausforderungen umgehen zu lernen und sie als Entwicklungsimpulse zu erkennen. Unsere Handlungsweisen müssen resilienter werden, als sie heute schon sind. Dadurch wachsen wir und werden stärker. Sowohl für uns Erwachsene als auch für unsere Kinder und Jugendlichen lohnt es sich, zu lernen und zu verstehen, was Resilienz bedeutet und wie wir unsere eigene Resilienzfahigkeit entwickeln können.

DER GRASHALM IST VON NATUR AUS RESILIENT
Resilienz stammt von dem lateinischen „resilere“ ab. Dieses bedeutet zurückspringen, abprallen aber auch „nicht haften“ und sich zusammenziehen.

Physik definiert Resilienz als die Elastizität eines Gegenstandes, der verformt wird und danach wieder in seine ursprüngliche Form zurückkehrt, wie das Gummiringerl. Ein Beispiel aus der Natur ist der Grashalm, auf den wir steigen. Er gibt für den Moment nach, hat dann vielleicht eine Knickstelle, richtet sich aber mit der Zeit wieder auf. Und wenn wir die Stelle, wo der Knick war, genau betrachten, so ist er dort oft dicker, stärker geworden. Es geht bei Resilienz also um die Fähigkeit, sich hinzugeben, mitzugehen, weich zu werden und sich dann wieder aufzurichten. Aus diesem Prozess also gestärkt herauszugehen und gewachsen zu sein. Als Synonym für Resilienz wird immer wieder auch die Widerstandsfähigkeit genannt. Dem schließe ich mich nicht direkt an. Widerstandsfähigkeit kann aus resilientem Verhalten entstehen. Widerstand selbst ist jedoch das Gegenteil von Resilienz - dem Nachgeben, weich werden und der Fähigkeit zur Hingabe. Widerstand ist Kampf, wenn man es überspitzt ausdrücken möchte, ein Dagegenhalten. Und genau mit dieser Haltung, glaube ich, wird es schwierig sein, mit den heutigen und zukünftigen Anforderungen zurechtzukommen.

Lesen Sie das nächste Mal mehr darüber, wie Sie es angehen können, Ihre eigene Resilienzfähigkeit zu entwickeln.

Autorin

Mag. Eva Maria Sator
www.evasator.at

 

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Emotionen versus „Coolness“

WARUM ES FÜR VIELE VON UNS EINFACHER IST, KEINE EMOTIONEN ZU ZEIGEN
Der emotionale Mensch – Teil 8

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C hris ist ein cooler Hund! Seine Hose beginnt erst weit unter der Gürtellinie, seine Shirts sind ungebügelt und allesamt Markenware und er trägt sogar bei über 30 Grad Celsius eine dicke Wollmütze. Die stylische Sonnenbrille sitzt bei Chris sogar während der Dämmerung noch fest auf der Nase und die Mundwinkel wandern meist nur dann nach oben, wenn er über wen lacht.

RITTERRÜSTUNG COOLNESS
Chris heißt eigentlich Christian, aber den Namen hat er abgelegt wie einen alten Hut – er war ihm einfach nicht cool genug. Chris ist 17 Jahre alt, verhält sich also durchaus seinem Alter entsprechend. Traurig ist nur, dass ein derartiges übertriebenes Verhalten auch bei vielen Erwachsenen zu erkennen ist. Ich meine, dass wir es hier mit einem gesellschaftlichen Phänomen zu tun haben. „Obercoole“ oder auch „Halbstarke“ hat es immer schon gegeben – das ist Teil der jugendlichen Sturm und Drang Zeit – aber heutzutage haben wir es mit einem Schutzmechanismus zu tun, der in allen Altersklassen zu finden ist. In Zeiten von Wirtschaftskrisen, Flüchtlingskatastrophen und Umweltdesastern wird vielen Menschen klar, dass die Zukunft äußerst ungewiss ist.

War man sich von Anbeginn des Wirtschaftswunders in der Nachkriegszeit sicher, dass wir und „unsere Kinder es einmal besser haben werden“, so blicken wir heute bei weitem nicht so optimistisch in die Zukunft. Eine „wir können ja eh nix ändern“-Einstellung macht sich breit. Was könnte da besser helfen, als sich einfach eine „Ritterrüstung“ überzuziehen, die nichts hinein, aber auch nichts hinaus lässt.

WER DAUERND COOL IST VERPASST WAS
Viele Menschen sind heute von Politik und Gesellschaft enttäuscht und vergessen vor lauter Verbitterung etwas ganz wichtiges: zu leben! Auch wenn es zu helfen scheint, nichts an sich ran, Gefühle erst gar nicht aufkommen zu lassen, verdrängen viele, dass sie ihr Leben noch immer selbst in der Hand haben. Wer wieder beginnt in sich hinein zu hören, zu fühlen und zu spüren, wird merken, dass die Welt wieder in kräftigen Farben erscheint. Zu einem großen Teil, machen wir uns unsere Realität selbst und Emotionen sind ein wichtiger Bestandteil dessen. Geht hinaus, lacht, weint und Horizonte, die bislang im Nebel lagen, werden sichtbar und eröffnen wieder ganz neue Wege. Das wäre sicher auch für Christian die bessere Option.

Mag. Markus Neumeyer
Dezember 2015

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Zuhören gehört auch dazu

GEFÄLLT ES IHNEN, WENN IHNEN JEMAND SEINE GANZE AUFMERKSAMKEIT SCHENKT?
Aufmerksam leben und lernen ...

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D as ist doch nur eine kleine Aufmerksamkeit,- sagen wir, wenn sich jemand für ein Mitbringsel bei uns bedankt. Dabei sind es oft die Kleinigkeiten, die unser Leben bunter, schöner und wertvoller machen. Die einzelne Rose, die Geburtstagskarte, der selbst gebackene Kuchen, die Wegwarte am Straßenrand, das Kinderlächeln, der bunte Regenbogen am Himmel…all das sind scheinbare Nebensächlichkeiten, die große Schätze für uns sein können.

Aufmerksam durchs Leben zu gehen ist eine wunderbare Sache: Denn manche wirklich guten Dinge erkennt man erst auf den zweiten Blick, das gilt übrigens auch für Menschen. Lernt man jemand näher kennen und versucht aufmerksam auf diese Person zu achten, merkt man manchmal erst wie wertvoll dieser Mensch ist. Aufmerksamkeit ist eine wichtige Tugend im alltäglichen Miteinander. Kinder brauchen Eltern und Lehrer, die ihnen aufmerksam zuhören, ihre Fragen ernst nehmen und acht haben auf die wahren Bedürfnisse ihrer Kids.

AUFMERKSAMKEIT SCHÄRFEN
Aufmerksamkeit ist auch eine wichtige Grundlage beim Lernen in der Schule. Diese zu schulen und zu vermitteln sollte ein wichtiger Bestandteil des Unterrichtens sein. Was bedeutet das nun? Seine Aufmerksamkeit zu schärfen bedeutet, mit offenen Augen, gespitzten Ohren und einer großen Portion Feinfühligkeit durchs Leben zu gehen. Auch um gezielt und vor allem erfolgreich lernen zu können, bedarf es eines Zustandes, den man mit „Aufmerksamkeit“ umschreiben könnte.

Die Grundvoraussetzung für ein aufmerksames Arbeiten ist äußere Ruhe, die ein Kind zur Erledigung seiner Aufgaben benötigt. Dies gilt in unserer hektischen Zeit für alle Schulkinder, in besonderer Weise für jene mit speziellen Aufmerksamkeitsdefiziten. Eine weitere wichtige Basis für konzentriertes Lernen sind ausreichend Schlaf, eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Erholungspausen!

AUFMERKSAMKEIT SCHENKEN
Weihnachten naht und mit diesem traditionellen Fest auch wieder die Frage nach einem passenden Geschenk: wie wäre es heuer mit einem ganz besonderen: Einander eine große Portion Aufmerksamkeit zu schenken! Zum Beispiel, indem man jedem Familienmitglied einen Gutschein für ein Treffen zu Zweit schenkt: für ein paar Stunden ungeteilte Aufmerksamkeit. Ein schönes, aufmerksames Geschenk, das beide in ungeahnter Weise bereichern wird.

Dipl. Ing. Roswitha Wurm
Dezember 2015

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Textverarbeitung für Gene

AUS SICHERHEITSGRÜNDEN GIBT ES DIVERSE GESETZLICHE BESCHRÄNKUNGEN
Nicht unumstritten ...

 

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Die Technologie, Gene im Erbgut von Tieren und Pflanzen zu verändern, ist mittlerweile gut 30 Jahre alt. Ideen für ihren sinnvollen Einsatz sind vielfältig: Von der Biomedizin über Tier- und Pflanzenzucht bis zur Sanierung verseuchter Umwelt oder die Eindämmung von Parasiten. Am Menschen sind genetische Veränderungen höchstens zur Behandlung einzelner kranker Gewebe oder Organe zulässig. Weltweit ist eine dauerhafte Veränderung am menschlichen Erbgut über die Keimzellen (Spermien und Eizellen) verboten. Das bedeutet für Träger einer Erbkrankheit, dass sich auch ihre Kinder im Falle einer Vererbung dieser Krankheit einer entsprechenden Therapie unterziehen müssen.

Vor ca. 2 Jahren wurde nun ein gentechnisches Verfahren entdeckt, mit welchem man gezielt ganze Gruppen von Genen auf einmal dauerhaft verändern kann. Dieses Verfahren wird als Gen-Editieren (Genome Editing) bezeichnet, in Anlehnung an das Bearbeiten von Texten am Computer. Chinesische Wissenschaftler haben letztes Jahr eine Linie überschritten, vor der alle anderen Forscher aus moralischen Bedenken, aus Sicherheitserwägungen und aufgrund gesetzlicher Beschränkungen Halt gemacht haben: Sie haben das Gen-Editieren bei einem menschlichen Embryo angewendet und damit eine dauerhafte genetische Veränderung im menschlichen Erbgut verankert! Diese Embryonen waren allerdings von Anfang an nicht lebensfähig, es haben sich also keine Babys aus ihnen entwickeln können.

Die Wissenschaftler haben eine erbliche Bluterkrankung repariert, aber genauso gut könnte man alle anderen menschlichen Eigenschaften, deren genetische Grundlage bekannt ist, nach Belieben verändern.

In Großbritannien geht man gerade einen Schritt weiter: Es wurde gesetzlich erlaubt, dieselbe Technologie an gesunden menschlichen Embryonen anzuwenden! Es leuchtet ein, dass es sinnvoller ist, Gendefekte ein für alle Mal in betroffenen Familien auszumerzen, als in jeder Generation alle betroffenen Personen zu behandeln. Aber die Grenze von der Entfernung von Brustkrebsgenen über die Senkung eines Risikos für Depressionen bis zur erwünschten Haar- oder Augenfarbe ist fließend. Und die Auswirkungen solcher Manipulationen im Erbgut lassen sich heute noch nicht ermessen. Die Auswahl eines gesunden Embryos durch die Präimplantationsdiagnostik, die Testung der Embryonen auf Erbdefekte, ist heute möglich und wäre der gefahrlosere Weg, vorausgesetzt, es gibt unter den untersuchten Embryonen gesunde.

Gerade erst wurde gezeigt, dass sich sogar Umwelteffekte wie z.B. die Ernährung eines Menschen über die Gene bis in die nächste Generation auswirken! So etwas geschieht unwillkürlich seit Menschengedenken, wir akzeptieren es als Natur oder Schicksal. Wollen wir aber durch unser aktives Tun die Verantwortung für solche dauerhaften Effekte auf uns nehmen, wenn wir jetzt gezielt im menschlichen Erbgut herumstochern?!

Autor
Thomas Kolbe
Fachwissenschaftler für Versuchstierkunde, Ass.-Prof.
für die Service-Plattform Biomodels Austria Veterinärmedizinische Universität Wien

 

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Foto: pixabay.com